Sonntag, 30. November 2008

..und jetzt?

Also, was unsere Reiseplaene in Indien betrifft.. wollte ich euch mal updaten.. es ist ziemlich schwer, da eine Entscheidung zu treffen. In den letzten drei Tagen hab ich mich so ungefaehr im 3-Stunden-Rhythmus umentschieden.. einerseits gibt es jetzt bestimmt ein erhoehtes Sicherheitsrisiko.. andererseits existierte eine Gefahr durch Terroranschlaege auch schon vor den Mumbai Blasts und man sollte sich davon wirklich nicht in Panik versetzen lassen. Dann wiederum ist diese neue Art des Terrors, die sich gegen Ziele von internationalem Interesse richtet, unberechenbar und erschreckend.. manchmal hab ich Angst und denk, ich sollte fuer diese Reise keinesfalls mein Leben aufs Spiel setzen. Dann wieder hab ich mich so lang darauf gefreut und die Gelegenheit kommt bestimmt nicht wieder.. - aber man sollte nicht seine ganze Zukunft von einem Urlaub abhaengig machen.. wirklich scheisse. Das beste waer es bestimmt, einfach heimzukommen. Aber eigentlich muss man von Anfang an mit gewissen Gefahren rechnen, wenn man in ein Land wie Indien reist. Wir sind deshalb jetzt nen Kompromiss eingegangen (zumindest sieht es zum momentanen Zeitpunkt so aus) und streichen den Teil unserer Reise, der uns in den Norden bis nach Jaisalmer, das nur 50 Kilometer von der pakistanischen Grenze entfernt liegt, fuehren sollte. Auch wenn das bestimmt nicht leicht fiel, denn auf diese Wuestenstadt hatte ich mich fast am meisten gefreut.. scheiss Terroristen. Ist irgendwie echt ne ganz andere Erfahrung, so richtig am eigenen Leib zu erfahren (zum Glueck nicht in Form von Kugeln oder sonstwas), wie solche hirnlosen Aktionen das eigene Leben willkuerlich lahmlegen (keine Schule, Ausgangssperre, Angst, Nervositaet..) - was natuerlich nichts ist im Vergleich mit den Schicksalen, die andere wegen dieser Fanatiker erleiden mussten.

eine indische Hochzeit

Hallo ihr alle.
Also, trotz der Terroranschlaege geht das Leben in Mumbai (jetzt wieder) weiter.. zur Zeit befinden wir uns in der Hochzeitssaison, die Sharmas haben fuer die naechsten Wochen vier Einladungen! Ich war gestern Abend auch auf einer traditionellen rajasthanischen Trauung - allerdings muss ich jetzt mal mit den europaeischen Vorstellungen aufraeumen. Es stimmt zwar, dass zu einer Hochzeit gut und gerne mal 500 bis 600 Gaeste eingeladen sind (daher auch diese Haeufung an Einladungen), aber diese nehmen keinesfalls an der kompletten Zeremonie (die sich in manchen Kulturen auf 12 Tage erstrecken kann) teil. Wir z.B. haben gestern nur der Reception beigewohnt, bei welcher die Gaeste dem Brautpaar gratulieren, es werden Fotos gemacht und eventuell Geschenke ueberreicht.. danach begibt man sich zum riesenriesengrossen Buffet und isst nach Herzenslust. Schade nur, dass es in der Festhalle gestern keine Sitzgelegenheiten gab und alle mit ihren Tellern rumstanden und versucht haben, ihr Gemuese zwischen anderen Gaesten durchzubalancieren. Ich war auf der Feier ueberraschenderweise eine ziemliche Attraktion, obwohl ich gut "getarnt" dort aufgekreuzt bin: traditionelles Kleid, Dupatta (obligatorischer Seidenschal) und sogar ein Bindi (der bekannte Stirnpunkt). Verschiedene Leute haben mich angeredet, unter allen moeglichen "Vorwaenden" ("Excuse me.." und "Don't you want to try this sweet?" und ein Kellner hat mir 3mal Nachtisch nachgegeben, gegen meinen Willen! "This is very tasty!"). Nach dem Essen sind wir wieder heimgegangen und haben die Hauptzeremonie, die spaet in der Nacht in Anwesenheit der Verwandten und engsten Freunde stattfindet, gar nicht miterlebt, ich durfte sie aber auf dem Hochzeitsvideo der Sharmas angucken. Dabei wird das Gewand der Braut an einen Guertel des Braeutigams gebunden (daher die Bezeichnung "tie the knot") und zusammen laufen sie 7mal um ein heiliges Feuer, das zuvor vom Priester geweiht wurde. Trotz allem war die Hochzeit interessant und naechste Woche findet sogar noch eine statt, diesmal wird ein Jain-Paar verheiratet, mal sehen wie das da ablaeuft..
Auf dem Foto von rechts nach links: Mr. Sharma's Bruder, Dr. Ganshyam Sharma und Dev, Brautmutter und Braut, Braeutigam, Brautvater, Dr. Sharmas Schwaegerin und ihr Sohn. Die Gesichter des Brautpaars sehen recht angespannt aus, was einerseits am Trend liegt, auf Fotos ernst zu gucken, andererseits wohl daran, dass man nach 500 Fotos nicht mehr ganz so frisch ist...

Freitag, 28. November 2008

Mumbai 26/11

Wie ihr hoechstwahrscheinlich schon aus den Medien erfahren habt, fand hier in Mumbai gestern und vorgestern eine ganze Serie von Anschlaegen statt. Sie haben bereits den Namen Mumbai 26/11 erhalten.. allerdings unterscheidet sich diese Benennung sehr von der bekannten 9/11-Abkuerzung. Hier in Indien hat naemlich in den letzten drei Monaten mindestens alle zwei Wochen irgendeine Attacke stattgefunden, daher sind diese Zahlen eher als eine Art des “Durchnummerierens” anzusehen.. es gibt Ahmedabad 25/9 und Malegaon 5/07 und viele mehr, das kann man sich alles gar nicht merken.
Die Anschlaege begannen am Mittwochabend, 21.50 Uhr Ortszeit. Mit Kalashnikovs bewaffnete Maenner stuermten erst den Bekannten Backpacker- und Travellers-Treffpunkt “Café Leopold” in Colaba, in dem Carsten und ich auch schon Kakao getrunken haben.. danach griff eine andere Gruppe das bekannteste Nobelhotel der Stadt, das Taj Mahal Hotel, an, in dem ich auch schon war. Zwei Granaten wurden gezuendet, eine Bombe sprengte einen Teil der Kuppel auf dem Dach des Hotels, welches daraufhin Feuer fing und bis Donnerstagabend noch nicht geloescht war. Ausserdem drangen bewaffnete Maenner in das Hotel ein, in dem u.a. auch eine Gruppe von EU-Abgeordneten untergebracht war, und nahm Geiseln, von denen sich immer noch 50 in der Gewalt der Unbekannten befinden. Bei Feuergefechten wurden mindestens 10 Personen getoetet, darunter der beruehmte Chefkoch des Taj, Vijay Kumar Bhanja. Auch in anderen Teilen Mumbais wurden zeitgleich Bomben gezuendet, am Hauptbahnhof (von welchem aus wir naechste Woche unsere Reise nach Rajasthan antreten wollen) wurden Granaten geworfen und mindestens 5 Railway Officers getoetet. Das juedische Zentrum Nariman House ist auch zum jetzigen Zeitpunkt besetzt, eine ungewisse Zahl an Geiseln wird festgehalten (darunter mehrere Israelis und ein Rabbi Gavriel Holtzberg). Zwei weitere international bekannte Hotels, das Oberoi und das Trident, beide in der Innenstadt gelegen, wurden ebenfalls angegriffen. Insgesamt wurden laut den Hindustan Times bisher 127 Menschen getoetet, darunter 7 Auslaender und der bekannte Chef der Anti-Terror-Einheit. 327 Personen wurden verletzt.
Fuer diese Reihe von Anschlaegen wird eine pakistanische, Al-Qaeda-inspirierte Gruppe von Mujahideens verantwortlich gemacht, die sich Lashkar-e-Tayyeba nennt. Die fidayeen (Selbstmordattentaeter) waren Augenzeugenberichten zufolge alle zwischen 20 und 25 Jahre alt und assen waehrend der Gefechte ausschliesslich Nuesse und Schokolade – ein meiner Meinung nach sehr bizarres Detail der Berichterstattung.
Ich selbst konnte es am Donnerstagmorgen gar nicht glauben, als ich davon erfuhr. Zwar hatte ich die ganze Zeit damit gerechnet, dass nach anderen Grossstaedten, in denen in den letzten Wochen Anschlaege stattgefunden haben (in Delhi sogar zwei), auch Mumbai an der Reihe sein wuerde. Aber diese Attacken unterscheiden sich von allen vorangegangen. Waren normalerweise dicht bevoelkerte Bazaare oder Bahnhoefe die Ziele der Attentaeter, so befanden sich diese in Mumbai “auf Auslaenderjagd” und waehlten fuer ihre Bomben Orte von internationalem Interesse aus – um dadurch mehr Aufmerksamkeit zu erhalten. Dies ist ihnen auch eindeutig gelungen, da sie es sogar in Europa auf die Titelseiten der Zeitungen geschafft haben.
In Mumbai war gestern das oeffentliche Leben so gut wie lahmgelegt, saemtliche Schulen und Colleges blieben geschlossen, die meisten Arbeiter blieben ebenfalls daheim. Das Ganze hat mich ziemlich bedrueckt, vor allem als auch noch alle moeglichen besorgten Verwandten aus Deutschland angerufen haben.. irgendwie musste ich dann weinen.. und Priti Sharma, bei der ich fuer die letzten zwei Wochen meines Mumbaiaufenthaltes eingezogen bin, hat mich – wie sich das fuer eine gute Ersatzmama gehoert – in den Arm genommen.
Auch heute bleiben die Schulen geschlossen. Daher wollte ich die Gelegenheit nutzen, um zu Ushas Haus zurueckzukehren und ein paar vergessene Sachen zu holen.. als ich dort eintraf, war das ganze Haus leer, im Wohnzimmer lagen ueberall Matratzen.. dann kam Sharad die Treppe runter und ich meinte, was denn hier los waer.. Sharad hat’s mir dann erzaehlt.. in Ville Parle, einem sehr weit noerdlich gelegenen Stadtteil, der nur 5 Kilometer von Charkop entfernt ist, ist gestern eine Taxibombe hochgegangen. Der Taxifahrer hat durch seine intelligente Fahrweise (er hat eine rote Ampel ueberfahren) Schlimmeres verhindert, die Bombe detonierte und toetete laut Sharad nur den Attentaeter, den Fahrer und einen anderen Fahrgast – Ushas Bruder. Heute findet die Beerdigung seines Kopfes statt. Als ich das erfahren hab, hat’s mir irgendwie den Rest gegeben..
[Auf dem Foto seht ihr Charkop im Morgengrauen, aufgenommen heute um 6.30 Uhr, als ich mit Priti aufs Dach unseres 8stoeckigen Gebaeudes geklettert bin, um dort den Surya Namaskar (Sonnengruss) zu vollfuehren.]

Rajasthanisches Festtagsgewand

Hier seht ihr mich im traditionellen Rajasthanischen Festtagsgewand, das mir gestern zur Ablenkung und zum Zeitvertreib (ich durfte das Haus nicht verlassen) angelegt wurde. Bis ich erstmal die 20 Armreifen auf jeden Arm gezwaengt hatte..

butterflies, butterflies..

Die 1. Klasse performt das butterflies-poem. Choreographie: Vicky Otto.

Sonntag, 16. November 2008

Pest Control

Neulich war mal wieder Pest Control am maidan (Sport- und Festplatz) in der Nachbarschaft, sah ziemlich gespenstisch aus. Diese oeffentlich durchgefuehrten Aktionen sind jetzt, da die Regenzeit vorrueber ist, seltener geworden, da es nicht mehr so viele Moskitos gibt.

Salonis 18. Geburtstag

Saloni (auf dem Foto die 2. von rechts) hat heut Nacht in ihren Geburtstag reingefeiert.. zum Abendessen sind 20 Verwandte gekommen, es gab Naan (nordindisches, megaleckeres Fladenbrot) und Paneer (Kaese), viel verschiedenes Gemuese und zum Nachtisch Rasmalai, das sind Rasgulla (Milchbaellchen in Zuckersirup) mit Malai (Sahne) :) Und nachdem die Erwachsenen dann alle verschwunden / ins Bett gegangen waren, hab ich mit Saloni und zwei Cousinen im Wohnzimmer Hookah geraucht. Die Hookah ist eine Wasserpfeife, die vor allem in Rajasthan (dem Herkunftsland der Chowdharys) verbreitet ist, weil sie dorthin von den arabischen Eroberern eingefuehrt wurde.

Donnerstag, 13. November 2008

Mumbai Skyline

Anschliessend war ich noch im schoensten Park, den ich bisher in dieser Stadt entdeckt hab.. direkt an der Dockyard Road Railway Station, mit wunderbarem Ausblick auf den Hafen und die Stadt und toller Bepflanzung noch dazu.

Cotton Green

Nach meinem Zoobesuch bin ich noch in der Gegend rumgelaufen. Das Cotton Green-Viertel gehoert zu einem der aelteren, die in der Zeit der Industrialisierung Mumbais entstanden und in der heute noch viel Industrie zu finden ist. Die grossen Fabrikhallen und Cotton Mills etc. sind allerdings dem Verfall preisgegeben und heute sind eher kleinere Handwerksbetriebe aktiv. Das Foto ist sooo toll :)

der Elephanta-Elefant

Im Park hab ich auch den Elephanta-Elefant entdeckt. Dieser aus einem einzigen Fels gehauene Koloss empfing die Portugiesen, als sie im 16. Jahrhundert zum ersten Mal die Insel Gharapuri betraten, welche daraufhin umbenannt wurde. Die Briten wollten die Statue im Jahre 1864 nach Hause exportieren, vielleicht um den Vorgarten des Buckingham Palace mit ihm zu schmuecken. Leider brach der zum Transport genutzte Kran unter dem Gewicht des Steins ein und die Figur zerbrach in mehrere Stuecke - ein schoenes Beispiel ihrer Unfaehigkeit. Als ich das gelesen hab, musste ich an Shooting An Elephant von James Orwell denken.. wo das Tier with that preoccupied grandmotherly air that elephants have das decaying Empire repraesentiert :) manche meiner werten Leser werden verstehen..

Victoria Gardens

Hallo! Da ich heute aufgrund des 331. Todestages von Guru Tekh Bahadur (einer der Begruender des Sikhismus) schulfrei hatte, war ich im Zoo von Mumbai. Die Gartenanlagen waren schoen, eigentlich das interessanteste (siehe Abb. - wollte mal ein bisschen den Tropenflair ins kalte Deutschland schicken, um euch alle vor Neid erbleichen zu lassen (dabei seid ihr ja schon so kaesig hehehe)). Die Gehege waren erwartungsgemaess nicht sehr artgerecht gestaltet, allerdings war der Standard auch nicht sehr unter dem der Wilhelma (was auch nicht schwer ist) und beispielsweise das Elefantengehege war meiner Meinung nach sogar besser.

Mittwoch, 12. November 2008

her mit euren Ideen :)

Hallo!
Nachdem nun einige Leute (evtl. scherzhaft) Bastelideen zum Besten gegeben haben, moechte ich hier einen offiziellen Aufruf starten, mir alle moeglichen Ideen an den Kopf zu werfen, die so vom Schwierigkeitsgrad von Himmel & Hoelle und Aehnlichem sind.. am besten ist basteln mit Papier und Farben, wir haben hier nicht so viele Moeglichkeiten.. und Origami ist auch toll, aber bitte nur simple Sachen sonst wird des nix :)
Heut hab ich mal die Kreativitaet der Schueler gefoerdert. Weil mir aufgefallen ist, dass bei dem Himmel-und-Hoelle-Frosch alle genau das Gleiche gemacht haben wie ich und einer sogar von Bhavna vor der Klasse als Depp dargestellt wurde, weil er sein Papier einfach kunterbunt angemalt hat, wollte ich mal gucken, ob die sich ueberhaupt was Eigenes ausdenken koennen. Ich hab aus Zeitungen und Magazinen Schnipsel ausgeschnitten.. Haende, Huete, Hamburger, halbe Elefanten.. und diese hab ich auf Papiere geklebt und dann musste jeder ein Bild rund um das Zeitungsstueck malen, das sozusagen integrieren. Manchen ist das ziemlich schwer gefallen, aber es kamen auch lustige Sachen dabei raus. War jedenfalls mal was ganz anderes als die ueblichen Aufgaben.
Und hey Antonia, danke fuer deinen Kommentar!! hat mich gefreut :) hab schon oefters an dich gedacht :) zur Zeit ist es schon ziemlich schoen hier, auch wenn ich immer noch ab und zu krank bin..
Morgen ist uebrigens mal wieder ein Feiertag (einfach unglaublich!), d.h. mal wieder schulfrei.. hm. Mal gucken was ich mach..
Also, danke fuer eure Kommentare und bis bald! Ramram!

Montag, 10. November 2008

My name is Mister Frog.

By the way: Waehrend ich heute in der Schule war, ist daheim ein Druckkochtopf '"explodiert", der Chotto fast an den Kopf gefolgen waer und matschige Kartoffeln an der Kuechendecke verteilt hat..

Himmel und Hoelle

Heut hat die Schule angefangen und der erste Tag war ein voller Erfolg. Ich hab den Zweit- und Drittklaesslern beigebracht, wie man Himmel und Hoelle faltet :) Die waren alle begeistert und es hat sogar gut geklappt.. was mich nervt, ist, dass Vidya irgendwie nicht mehr kommt, weil sie eine Beschwerde ueber Bhavnas Unterrichtsmethoden eingereicht hat. Bhavna meint, sie habe sie ja schon immer gehasst und eigentlich haett Vidya nur den Job loswerden wollen, weil sie irgendwo anders eine neue Stelle hat und das Einzige, was Usha dazu sagt: "Bhavna is mad, she's really got no senses." Ich versteh des alles nicht.. irgendwie sind die alle so hintenrum! Naja, ich konzentrier mich halt auf den Unterricht.

ACHTUNG!!!

>>KLICKMICH<<

Sonntag, 9. November 2008

Aayu & ihre heissgeliebte Puppe

Dev & ich

Heute war (mal wieder) ein Festtag. Das Heilkraut Tulsi (auch eine der Hauptzutaten in meinem Hustensaft), das als Inkarnation Lakshmis angesehen wird, wurde heute mit Krishna verheiratet, dazu werden Topfpflanzen festlich geschmueckt und in einem kleinen Pujaritual wird die Vermaehlung vollzogen.. mit Raeucherstaebchen, Bananen und Milchreis als Opfergaben..

Samstag, 8. November 2008

Kontrastprogramm

Den Nachmittag verbrachte ich heute mit Dev (Foto) und Aayu. Wir haben Lassi getrunken, Halma gespielt und Wasserfarben gemalt..

Slumbild 0815

Genau so hab ich mir einen Slum immer vorgestellt.. also.. irgendwie.

Schuerfer im Dreck

Was der da wohl sucht..? Der "Bach" besteht naemlich zu 20% aus Wasser, zu 50% aus Abfall und der Rest setzt sich aus menschlichen und tierischen Ausscheidungen zusammen.. und es riecht auch entsprechend.

Dharavi

Am Mittwoch war ich auf einem Kurzfilmfestvial der Alliance française de Mumbai.. wie ich erwartet hatte, waren ausser mir und Aayu ungefaehr 5 andere Zuschauer anwesend. Die Filme waren teils in Hindi mit Franzoesischen Untertiteln, teils in Englisch und hatten das Alltagsleben in verschiedenen Slums Mumbais zum Thema. Einer der Slums heisst Dharavi und ist mit 1,75 Quadratkilometern Flaeche und ueber einer Million Einwohnern der groesste Slum Asiens. Es war richtig interessant, mal einen Einblick in das Alltagsleben in so einer Shanty Town zu bekommen. Das Ganze hat mich irgendwie an ein Bienennest erinnert, alles ganz eng beieinander und ein geschaeftiges Treiben. Und die Bewohner solcher Slums sind auch keinesfalls alle kriminell oder arbeitslos, im Dharavi-Slum gibt es ueber 10.000 Kleinunternehmen, die sich beispielsweise auf Rohstoffwiedergewinnung (durch Einschmelzen von Plastik etc.) spezialisiert haben. Auch eine Baeckerei wurde gezeigt, die Kekse baeckt, die in der gesamten Stadt verkauft werden.. aeh hust. Einzelne Bewohner wurden interviewt und erzaehlten aus ihrem Leben, z.B. Frauen, die 16 Stunden taeglich Hausarbeit bei reicheren Familien machen, um ihre Kinder ernaehren zu koennen. Oder ein Mann, der schon seit 17 Jahren als temporary worker in einer Schneiderei arbeitet und jedesmal fuer 3 Tage entlassen wird, bevor er seine 240 Arbeitstage komplettieren kann, wodurch er zu einem festangestellten Arbeiter aufsteigen wuerde. Eine Frau erzaehlte, dass es an der oeffentlichen Wasserstelle schon seit drei Tagen kein Wasser gegeben habe und sie und viele andere deshalb grosse Steine vors Rathaus geschleppt haetten, genau wie sie sonst ihre Wasserkruege auf dem Kopf transportieren, um damit ihrer Wut Ausdruck zu verleihen. Eine Familie, die allerdings im sogenannten Jari Mari - Slum lebt, der direkt an den Flughafen angrenzt, hat sich dort in jahrelanger Arbeit ein richtiges kleines Haus gebaut und erzaehlte von ihrer Angst, das Haus bald zu verlieren, da das gesamte Jari Mari - Gebiet niedergewalzt werden soll, um Platz fuer den Flughafenausbau zu schaffen. Die Frau regte sich auf, dass es Leute gaebe, die sagen "In Mumbai soll es keinen einzigen Slum geben.", gleichzeitig aber von den billigen Arbeitskraeften abhaengig sind, die ihnen die Kueche machen, die Schuhe putzen und das Gemuese nach Hause liefern.
Der grosse Zufall war, dass ich in dem Film ueber Dharavi eine gewisse Moschee wiedererkannt hab, die direkt an den von mir vielbereisten Bahngleisen liegt und dort aus einem Slum herausragt. Da ich mich dort sowieso schon umgucken wollte und nun auch noch erfahren hatte, dass es sich bei dem Slum um den groessten Asiens handeln soll, bin ich heute dort hingefahren. Die Moschee seht ihr auf dem Foto..

Montag, 3. November 2008

schlafende servants


Auf dem Foto seht ihr das Treppenhaus des Gebaeudes, in dem meine Tanzlehrerin Pratiksha wohnt (im Stadtzentrum). Waehrend der Mittagshitze schlafen die Servants auf dem kuehlen Boden.. ich bin wirklich froh, dass ich durch den Kontakt zu den Sharmas und auch zu Pratikshas Familie auch andere Inder naeher kennenlerne. Waere das nicht so, haette ich meine Erfahrungen mit Usha wahrscheinlich zu sehr verallgemeinert.. Denn laengst nicht jeder behandelt seine Hausangestellten so wie Usha es tut. Pratiksha z.B. bedankt sich sehr wohl bei ihrem Gehilfen und redet, so hab ich zumindest den Eindruck, sehr freundlich mit dem (Usha bellt meistens nur kurze Befehle wie "Gauri, pani!", also "Gauri, Wasser!"). Dr. Sharma gibt ihrer maid, die jeden Tag fuer 2 Stunden vorbeikommt, um die Kueche und die Waesche zu machen, so viele warme Mahlzeiten wie moeglich, da diese an Mangelernaehrung leidet. In meinen Unterhaltungen mit meinen neuen Bekanntschaften hab ich auch festgestellt, dass die eine andere Einstellung zum Kastenwesen haben als etwa Vidya und Bhavna, die es irgendwie als gegeben hingestellt haben. Dr. Sharma meinte, dass das Kastenwesen staerker bekaempft werden muss, da es sich trotz aller Bemuehungen wie etwa dem Quotensystem, das angehoerigen niederer Kasten Arbeitsplaetze und Parlamentssitze zusichern soll, immer noch haelt. Ueberhaupt ist sie die erste, mit der ich richtig ueber das Thema reden konnte.. es ist echt so toll, dass so viel Zeit mit der verbringen kann!

Sev Puri


Ein sehr leckerer Snack.. frittierte Teigplaetzchen mit Kartoffeln, Zwiebeln, Tomaten, gruenem Chutney, Dattelchutney und Sev (frittierten Kichererbsenmehlstueckchen) - ich kann des auch zubereiten, des mach ich mal, wenn ich daheim bin!

Samstag, 1. November 2008

Mangrovenwald

Gestern hab ich mich auf die Suche nach Flamingos gemacht, die hier anscheinend zur Zeit auf ihrem Zug in den Sueden in einem gewissen Mangrovenwald pausieren. Den Mangrovenwald hab ich auch gefunden.. leider waren keine Flamingos zu sehen. Aber naja, war trotzdem schoen..

Bhaubeej


Am Donnerstagabend war ich mit den Sharmas auf einem Familientreffen. Es war naemlich "Bhaubeej", sowas wie Bruder-Schwester-Tag, wo die weiblichen Familienangehoerigen jeweils allen ihren Bruedern und Cousins ihre Zuneigung und ihren Respekt ausdruecken, indem sie ihnen einen roten Punkt auf die Stirn malen, eine Suessigkeit in den Mund stopfen und anschliessend werden Geschenke ueberreicht. Insgesamt nahmen so etwa 30 Menschen an der Feierlichkeit teil, die in einer 2-Zimmer-Wohnung abgehalten wurde.. als es Abendessen gab, zog ein Teil der Gesellschaft aus Gruenden des Platzmangels vom gemuetlichen, mit 10 cm hohen Sofas ausgestatteten Wohnzimmer ins elterliche Schlafzimmer um, darunter auch ich. Dort nahmen wir auf dem Ehebett sitzend unser Abendessen (Pao Bhaji, siehe Bild, auf welchem auch meine neue Pluderhose zu erkennen ist hihi..) ein, wobei das Bekleckern der Bettdecke nicht vollstaendig vermieden werden konnte.. irgendwie gibt's hier schon sehr gastfreundliche Menschen! Meine Tanzlehrerin ist auch so ein Fall.. gestern musste ich nen halben Sack Chickoos (eine eifoermige Frucht) mit nach Hause nehmen, die sie auf ihrer Farm angebaut hat :) Und die Mentalitaet ist einfach anders.. wenn ich mir vorstell, wie meine Mama reagieren wuerde, wenn die halbe Verwandtschaft und eine unbekannte Auslaenderin auf ihrem Bett sitzen und Spaetzle mit Sauce essen wuerde.. :)