Montag, 31. Januar 2011

Hawa & Jal Mahal und Henning Mankell

Wie geahnt erwachte ich am nächsten Morgen mit großem Unwohlsein. Nichtsdestotrotz schmiss ich Sanyat schon gegen 6 Uhr Früh aus dem Bett, man gönnt sich ja sonst nichts! Wieder einmal war es an der Zeit, einen Sonntagvormittag ausgiebig zu nutzen! Schlaftrunken zogen wir uns im Dunkeln an und schon um 6.10 Uhr raste der kleine, uns von Rajeev-Chacha zu Verfügung gestellte Maruti Suzuki durch den Morgennebel davon. Dass wir das Wochenende über ein Auto hatten, war sehr luxuriös, doch weniger praktisch als gedacht, da sich Sanyat trotz unzähliger Aufenthalte in Jaipur und dank seines mangelbehafteten Orientierungssinns dauerhaft verfuhr.. wir waren eigentlich nie auf dem richtigen Weg. An diesem dunklen, diesigen Morgen wurde diese Kondition noch verschlimmert dadurch, dass inmitten der Stadt ein Marathon veranstaltet wurde. Zwar sahen wir wenige bis überhauptkeine Läufer, dafür aber an jeder Kreuzung und jedem Kreisverkehr dienstbeflissene Verkehrspolizisten, die uns ahnungslos schon auf die schiefe Bahn Geratene von unserem Umweg auch noch umleiteten. Mehr zufällig kamen wir am vortags besichtigten Hawa Mahal vorbei, der in beleuchtetem Zustand und ohne Touristengetummel wirklich wunderschön ist..

[der Hawa Mahal (Windpalast), dessen Bienenwabenstruktur das Wahrzeichen Jaipurs darstellt]

Einige Zeit später, fast pünktlich zum Sonnenaufgang, kamen wir tatsächlich am Man Sagar-See an, wo wir uns den sehr erhaben in dessen Mitte gelegenen Jal Mahal (Wasserpalast) anschauten. Die umliegenden Berge, welche sich im Morgenlicht dunkel von der lachsfarbenen Wasseroberfläche und dem blassrosa Himmel abhoben, schlossen den schwimmenden Palast in ihrer Mitte ein – ein schöner Anblick. Eigentlich beeindruckend, wenn nicht gar beängstigend, war jedoch ein unbeschreiblich riesiger Schwarm schwarzer Vögel, den wir, von der harmonischen Szenerie ganz benommen, plötzlich entdeckten! Wie ein wabernder Fingerabdruck wälzte sich der Schwarm vom Horizont her in unserer Richtung über den Himmel.. Zunächst waren wir gar nicht sicher, was diese hin- und herschwebende, vibrierende dunkle Wolke überhaupt darstellte! Da jedoch rund um den See allgemein erstaunlich viele rabenähnliche Flugtiere auf den unter dem Gewicht der Lebewesen niedergedrückten Büschen saßen, sahen wir doch ein, dass es sich wohl um Vögel handeln musste. Wir schätzten, dass da bestimmt um die 10.000 Vögel im Gleichklang herumflatterten.. aber sowas kann man ja eigentlich schwer erahnen.. war jedenfalls sehr einprägsam.

[Aussicht auf den Jal Mahal von einem der umliegenden Berge aus]

Wir setzten unsere Entdeckungstour fort und fuhren auf einer Straße, welche sich durch brachlandartiges Unterholzgestrüpp schlängelte, auf einen der umliegenden Berge.. die Gegend ist bewohnt von dermaßen vielen Pfauen, dass man nach einer Weile schon nicht einmal mehr den Kopf nach ihnen dreht, da sie ihren besonderen Zauber verlieren und einem so alltäglich wie struppige, graue Straßentauben erscheinen. Kurz darauf durfte ich zum ersten Mal in einem Linksverkehrauto fahren. Dabei musste ich selbstverständlich beweisen, dass ich des burschikosen Rasens fähig bin.. bei der hardy-style Demonstration meines Draufgängertums gefährdete ich gezwungenermaßen das Leben zahlreicher unvorsichtig die Straße querender Pfauen. Diese Feldwege, welche die Zufahrt zum in den Aravallibergen gelegenen Nahargarh Fort darstellen, sind genau für solche Praktiken übrigens indienweit bekannt..seit dem Film „Rang de Basanti“ (Färbe mich in Safranfarben), in welchem die Hauptdarsteller sich dort des Nachts und ohne Scheinwerfer ein Autorennen geliefert haben. War irgendwie cool, diesen selbst mir (die ich nur wenige indische Filme gesehen habe) bekannten Drehort zu besuchen und dort genau das zu tun, wofür der Platz bekannt ist :)

Nachdem wir ein wenig auf dem komplett vereinsamten Geisterfort herumgewandert waren, kehrten wir nach Hause zurück, duschten schnell und eilten dann zum Literature Festival, wo wir uns eine Diskussionsrunde zur Zukunft AfPaks und der unruhigen Region Mittelasiens anhörten. War leider nicht besonders ansprechend, da nur recht allgemeine Phrasen gedroschen wurden à la „es ist wichtig, die verschiedenen ethnischen Gruppen zu einem friedlichen Miteinander zu bringen“. Interessant auch die Antwort auf eine Frage aus dem Publikum, wer genau denn die Taliban eigentlich seien: „Die Taliban setzen sich aus zwei Gruppierungen zusammen.. den alten Taliban, das sind diejenigen, die sich schon zur Zeit der russischen Besatzung vereinigt haben.. und den neuen Taliban.“ Achso, ja. Naja, vielleicht war ich auch lediglich wegen der anhaltenden Magenschmerzen wenig aufnahmefähig.

[eine coole Lounge auf dem Festivalgelände.. allgemein war die Atmosphäre dort sehr ungewöhnlich.. progressiv und aufgeklärt.. westlich auf eine intellektuell-künstlerische Art und Weise, was man in Indien sonst eher selten findet. die Menschen waren teilweise aber auch recht ..nervig, gewollt arty-arty gekleidet mit verstrubbeltem Haar, Leinensakkos und dicken Hornbrillen, so dass man fast den Eindruck hatte, sich selbst zu inszenieren sei mindestens so wichtig wie der Besuch der Veranstaltungen an sich..]

Später am Tag hörten wir uns an, was Henning Mankell, der alte Schwede, so zu erzählen hatte.. mein absolutes Highlight. Herrlich märchenonkelartig erzählte er, über seine Lesebrille hinweg ins Publikum schmunzelnd, von seiner Jugend (er schmiss mit 15 die Schule und heuerte auf einem Handelsschiff an, auf welchem er nach Südamerika fuhr, um auf andere Weise übers Leben zu lernen.. später lebte er in Paris, wo er mit 18 sein erstes Schauspiel veröffentlichte), von den 30 Jahren seines Lebens, die er in Afrika verbracht hat und von allen möglichen lustigen Anekdoten.. sehr cooler Mann :)

Nach dem Abendessen daheim (welches ich willensstark zurückzuweisen vermochte) besuchten wir für eine kleine Weile Rajeev-Chacha und bestiegen anschließend den nur zweieinhalb Stunden verspäteten Bus nach Delhi. Die Nacht war grauenhaft.. das Schlafen in sitzender Position bei sowieso ganz schrecklich schmerzendem Magen war meiner Gesundheit nicht unbedingt zuträglich.. gegen 4 Uhr morgens kamen wir am Bikaner House in Süddelhi an, von wo aus wir noch eine halbe Stunde in einer abartig zugigen Autoriksha nach Hause fahren mussten. Doch nichts desto trotz war dies einer der besten Kurztripps nach Rajasthan ever :)

[shooting an elephant.. which is on its way towards vidhan sabha.. err.. the parliament]

Jaipur Literature Festival

Letztes Wochenende stand mal wieder eine kleine Reise ins altbekannte Rajasthan an.. nun kann ich mit Fug und Recht behaupten, alle nennenswerteren (also.. größeren) Städte dieses Staates gesehen zu haben, denn mein vorerst voraussichtlich letzter Trip in den Westen führte mich in das bisher schändlich vernachlässigte Jaipur.

Freitagabends verließen Sanyat und ich Delhi wie mittlerweile üblichen in einem Volvo-Bus. Obwohl wir diesmal schlau genug gewesen waren, uns bei Buchung der Tickets zu informieren, welche der Vehikel denn NICHT über einen LCD-Bildschirm verfügen und unsere Reise entsprechend daran auszurichten, wurden wir enttäuschenderweise geupgraded und so blieben wir leider auch dieses Mal von schlechten, halbpornösen Polizist-mit-Schnorres-und-cooler-Fake-Ray-Ban-rettet-die-Nation-und-hat-nebenbei-ein-liebliches-Familienleben-Blockbustern nicht verschont. Kurz vor Mitternacht kamen wir bei Sanyats Onkel und Tante, Sanyam-Chacha und seiner Frau Deepa-Chachi, an. Da Chacha bis zu den letzten Parlamentswahlen Abgeordneter war, leben die beiden in einer Kolonie für (ehemalige) Members-of-Parliament direkt im Hinterhof des imposanten Legislativgebäudes. Nachdem mir ein voluminöser Willkommensblumenstrauß überreicht und Sanyat ein spätes Abendessen serviert worden war, begab man sich zu Bett. Relativ überraschend war für mich, dass ich in einem Doppelbett mit Sanyats Tante schlief, während Sanyat und sein Onkel im anderen Zimmer übernachteten. Manchmal ist Indien einfach so unkompliziert und natürlich.. da wird nicht lang gefremdelt. Da sich mein Hindi glücklicherweise ganz gut verbessert hat, konnte ich vor dem Einschlafen sogar noch eine kleine Unterhaltung führen, das war toll..

Am nächsten Morgen fuhren Sanyat und ich in die Stadt und begaben uns – wie sollte es anders sein? – erstmal zu einem renommierten Rollstuhlhändler. Sanyat wollte ein paar Modelle anschauen, da die Familie über die Anschaffung eines solchen Hilfsmittels für die des Laufens nicht mehr fähige Oma nachdenkt. Ich war erstaunt, dass es so wenig Bezugsquellen und Hersteller für Rollstühle zu geben scheint, obwohl die medizinische Versorgung im Land ja (wenigstens für diejenigen, die es sich leisten können) sehr gut ist. Die Preise in dem kleinen Familienbetrieb schienen mir auch vollkommen unglaubwürdig: einfache, zusammenklappbare Stühle ab 300 Euro, die chinesische Billigkopie ab 100 Euro.. und dabei waren diese Dinger ganz und gar nichts Ausgefallenes! Aus Geizgründen rückten wir also unverrichteter Dinge wieder ab..

..und spazierten auf Jaipurs Lebensader, der M.I. Road, Richtung Altstadt. Dort besichtigten wir den sich als durchschnittlich-bis-langweilig entpuppenden Hawa Mahal und aßen anschließend in Narco’s (since 1954) zu Mittag. Gegen 16 Uhr begaben wir uns dann zum eigentlichen place of interest dieses Wochenendes: dem Diggy Palace, einem mittelklassigen Hotel, dem Schauplatz des Jaipur Literature Festivals. Die fünftägige Veranstaltung gilt als Größte ihrer Art im südostasiatischen Raum. Letztes Jahr besuchten mehr als 30.000 Literaturinteressierte aus Indien und dem Ausland die Diskussionsrunden, Lesungen und Konzerte. In Anbetracht dieser Zahl wäre es angebracht, das Festival bald an einen anderen Ort zu verlagern.. der Hotelgarten, in dem verschiedene Podien und Zelte aufgebaut waren, war hoffnungslos überfüllt, zu Stoßzeiten war kaum ein Fortkommen möglich und der Gedanke an einen Sitzplatz eine reine Utopie.

[in der Altstadt begegneten wir einem ganz besonders netten rice papad wala, der mich, nachdem er gesehen hatte, wie ich seine Transportmethode bewunderte, seinen mit frittierten Reissnacks gefüllten Kopfkorb tragen ließ .. die Dinger schmecken übrigens gut, wie Krabbenchips]

An diesem ersten Nachmittag hörten wir uns eine Diskussion mit dem Titel „Out of West“ an. Was man sich unter diesem Thema vorstellen musste, wussten wir nicht ganz, jedoch wurden wir von (zumindest vermeintlich) hochkarätigen Redner wie z.B. Orhan Pamuk gelockt. Dieser hatte sich den Leitgedanken „Out of West“ einfallen lassen, welcher unter den Diskutanten nun für einige Verwirrung sorgte. Manche der allesamt berühmten, mir jedoch vollkommen unbekannten Autoren bezogen ihn darauf, wie sie trotz ihrer nicht-westlichen Herkunft für ein westliches Publikum über Probleme in ihren Heimatländern schreiben.. Orhan Pamuk riss das Wort irgendwann an sich und monologisierte mal für 20 Minütchen darüber, was er sich unter dem Titel vorgestellt hatte (dass nicht-westliche Literatur von westlichen Kritikern, welche auf westlichen Standpunkten beharren und ihre westliche Perspektive nicht abwerfen können, nur in Relation zu westlichen Werken gelesen wird.. oder so). War irgendwie nicht soo besonders prickelnd.. eine richtige Diskussion kam jedenfalls nicht zustande.

Zu Abend gab es daheim herrliches Mattar Sabzi und Patar Ghobi.. Erbsen und Sauerkrautgemüse. Der aufmerksame Leser darf sich an dieser Stelle an einen schicksalshaften Abend im Sangla-Camp erinnern, an welchem ich nach ebensolcher Kost von den grässlichsten Bauchschmerzen, die je ein Mensch durchgehen musste, geplagt wurde.. auch dieses Mal sollte mir das Essen nicht wohl bekommen. Ursache dafür war die Gastfreundschaft von Chachi, welche solch übertrieben Ausmaße angenommen hat, dass das Essen dem Gast nicht zu dessen Freude angeboten wird, sondern mehr zur eigenen Pflichterfüllung. Der Gastgeber (für gewöhnlich: die Gastgeberin) zwingt ihren Opfern so lange hausgemachte Cashewplätzchen und Gemüsereis aus, bis diese eine gewisse Menge an Nahrungsmitteln vernichtet haben – dann erst kann sie ihre Soll als geleistet und sich als ordnungsgemäße Gesellschafterin ansehen, auf das Wohlsein der rücksichtslos gemästeten Person kommt es absolut nicht mehr an. So wurde auch mir an diesem Abend Schaufel für Schaufel von schwerverdaulichen (doch zugegebenermaßen schmackhaften) Speisen auf den Teller gehäuft und ich in meiner Manipulierbarkeit hab das alles (widerwillig zwar) gegessen.. mir war schon klar, wo das enden würde.. nach einem erfolglos unternommenen Versuch eines Verdauungsspaziergang um die rajasthanischen Ministerien und einigen wichtigen offiziellen Besorgungen im Empfangszimmer Chachas begab ich mich mit einer gräulichen Gewissheit zu Bett..

Montag, 24. Januar 2011

eine sonntägliche Radtour

[ich cruise durch die ruhige, ja ausgestorbene, für Delhi ungewöhnlich liebliche Gegend um das Supreme Court]

Mitte Januar, die Höchsttemperatur hatte gerade ein wenig zu steigen begonnen, unternahmen Sanyat und ich einen kleinen Sonntagsausflug.. wir fuhren frühmorgens 15 Kilometer in den Süden zur Indraprastha Metro Station, wo wir uns eines der Delhi-weit 40 metroeigenen Mietfahrräder ausliehen. Auch wenn die Zahl bei täglich mehr als 1,5 Millionen Metronutzern verschwindend gering erscheint, braucht man sich nicht sorgen, zu kurz zu kommen.. die staubigen Gefährte verbleiben so gut wie immer in den kleinen Fahrradschuppen, neben welchem ein Plastikstuhl deponiert ist, auf dem die Person mit dem langweiligsten Beruf der Welt die Zeit totschlägt. Wagemutig liehen wir uns je ein grünes Vehikel und traten schon bald voller Elan in die Pedale.. da es Sonntagmorgen war und die Gegend von Verwaltungs- und Gerichtsgebäuden, kulturellen Zentren und Firmenzentralen dominiert ist, kamen wir auf den breiten, tadellos in Stand gehaltenen und nun am Wochenende wie leergefegten Straßen ganz gut voran.. vorbei an Asiens größtem Busdepot und dem gigantischen Akshardam-Tempel fuhren wir gen Westen, überquerten die sich schwarz und stinkend dahinwälzende Yamuna und passierten das Jawaharlal Nehru-Stadium. Wie ich das Gefühl eines Sonntagmorgens liebe.. Männer spielten auf staubigen Brachflächen Cricket und selbst die Rikshafahrer (zumindest in dieser am Wochenende recht ausgestorbenen Gegend) schienen sich ein bisschen Zeit freizunehmen und scherzten, auf dem Bordstein vor ihrer behelfsmäßigen Zeltunterkunft sitzend, mit ihren Kindern herum.. Und mit dem Fahrrad kann man seine Umgebung einfach so viel flexibelspontanschneller erkunden. Delhi zeigte sich von einer ganz neuen Seite.. bei einem Preis von 10 Rupien für die ersten vier Stunden, quasi unbegrenztem Fahrradvorrat und momentan recht angenehmen klimatischen Bedingungen bietet sich eine Wiederholung dieses gänzlich unindischen Zeitvertreibs durchaus an :)

[die Yamuna mit der dahinterliegenden Indraprastha Power Station]

Donnerstag, 20. Januar 2011

ein Elefantenritt durch den Jangal





Am nächsten Morgen begaben wir uns von 9 bis 11 Uhr auf einen Elefantenritt durch die umliegenden Wälder. Der elephant driver oder mahut, Joginder Singh, unterhielt sich sehr nett mit mir, ich erfuhr dass der Elefant namens „Mädchen“ 40 Jahre alt und drei Tonnen schwer war und am liebsten Bananen, Rotis und Blätter aß. Im Corbett National Park gibt es fast 500 wilde Elefanten, die nach Herzenslust in dem 520 Quadratkilometer großen Areal herumstreifen und dabei beachtliche Spuren hinterlassen: umgeknickte Bäume zum Beispiel. Übrigens fressen Tiger auch Elefantenbabys, aber für ausgewachsene Exemplare sind sie nicht gefährlich. Unser Elefant war außerdem kein wirklicher Wildelefant, sondern aus dem etwas südlich gelegenen Bundesstaat Bihar importiert. Er darf nie mit den Wildelefanten interagieren, weil diese ihn vermutlich als Eindringling in ihr Revier attackieren würden. Der Ritt war sehr angenehm, Elefanten laufen zwar gemächlich und bedächtig und sehr vorsichtig, sodass man als Reiter kaum durchgeschüttelt wird, aber sie haben schon eine ganz schöne Geschwindigkeit drauf. Der Vorteil über eine Jeepsafari liegt definitiv darin, dass sich Elefanten sehr elegant und überraschend leise selbst im dichten Unterholz bewegen können und außerdem von anderen Waldbewohnern als Teil des Interieurs angesehen werden. So konnten wir von unserem gemütlichen, hohen Aussichtspunkt friedlich grasende Sambar-Hirsche und andere Paarhufer in einer Entfernung von nur zwei Metern beobachten! Beeindruckend war, was für geschulte Augen der Mahut hatte – nicht nur war er es, der jedes einzelne Rotwildexemplar entdeckte, sondern er fand auch Eulen, Spechte und andere Vögel (der Nationalpark ist international für seine mehr als 500 Vogelarten bekannt). Außerdem sah er ein abgeworfenes Geweih auf dem Boden.. und dirigierte den Elefanten durch leichtes Drücken seiner nackten Füße hinter die Ohren des Elefanten, dieses mit seinem Rüssel aufzuheben und ihm zu überreichen.. ein tolles Souvenir, ein von Elefantensabber benetztes Geweih!

Der Nationalpark wurde übrigens nach dem britischen "Jäger und Naturschützer"Jim Corbett benannt. Ich hatte irgendwo gehört, dass er ein Großwildjäger war und hatte ein ziemlich schlechtes Bild von ihm, aber eigentlich liest sich seine Biographie etwas differenzierter.. er wurde 1875 als achtes Kind eines britischen Postbeamten in Nainital, einem Ort in der Nähe des Nationalparks, geboren und streifte schon in seiner Kindheit mit Vorliebe durch die Natur, lernte Spurenlesen und das identifizieren verschiedener Vogelrufe.. mit 18 brach er die Schule ab und arbeitete zunächst als Bahnangestellter mit der indischen Eisenbahn, dann wurde er Frachtführer an einem Umladebahnhof in Punjab.angestellt. Zwischen 1907 und 1938 tötete er insgesamt 33 menschenfressende Tiger und Leoparden (darunter Tiere mit Namen wie Champawat Tiger und den Panar Leopard), welche zusammengenommen mehr als 1200 Menschen getötet haben sollen.. in den 20er Jahren kaufte er sich eine Filmkamera und begann, die Tiere in ihrer natürlichen Umgebung zu filmen.. mehr und mehr setzte er sich für ihren Schutz und den Erhalt ihres Lebensraums ein und schrieb auch Bücher über die faszinierenden Katzen. Man kann ihn somit also nicht eindimensional lediglich als Großwildjäger abstempeln.