Sonntag, 31. Oktober 2010
Chhitkul
Wanderung nach Sangla
Die Sonne war bereits im Untergehen begriffen und mit Einbruch der Dunkelheit wurde es reichlich kühl und unsere Finger klamm und steif. Daher kauften wir im winzigen Sangla neben einer wegen übermäßiger Fotografierwut dringend benötigten SD-Speicherkarte (mitten im Gebirge in einem kleinen Handyladen!!) auch Handschuhe und.. Rum :)
Zurück im Camp zogen wir wegen der weiter fallenden Temperaturen alle auffindbaren Pullover übereinander an.. ich zumindest. Für uns verfrorene, ohne Jacken miserabel ausgestatteten Amateure wurde netterweise ein Lagerfeuer entfacht, an welchem wir uns aufwärmten – unter anderem mit Koriander-Zitronen-Suppe und Rum-Cola. Nach dem Abendessen spielten wir bis spät in die Nacht Scrabble mit Sonu-Bhaiya, einem Bekannten von Sanyats Onkel, der den traumhaften Beruf hat, Betreiber des Banjara-Camps und Himalayatreckingwandergruppenführer zu sein.. Als wir uns dann in unser Zelt begaben, erwarteten uns erfreulicherweise mittels Wärmeflaschen vorgeheizte Betten. Unter den tonnenschweren Decken schauten bald nur noch unsere kühlen Nasenspitzen heraus und umgeben einzig vom Rauschen des 20 Meter entfernten Baspa schliefen wir friedlich ein.
Banjara-Camp
Inmitten dieses ruhigen Tals fühlten wir uns irgendwie vom Rest der lärmenden Welt abgehoben.. wahrlich dem Dach der Welt sehr nah. Und dieser Eindruck verstärkte sich, als wir den Ort erreichten, der für die nächsten zwei Tage unsere Heimat sein sollte: Banjara-Retreat Sangla. Unfassbar!! Ein schmaler Pfad führte uns durch von niedrigen Steinmauern gesäumte Apfelwiesen zu einem direkt am Ufer des Baspa gelegenen Camp.. weiße Zelte, bunte Blumen und Äpfelbäume, deren leuchtende Früchte einem geradezu in den Mund wuchsen.
[Aakashi in unserem gemütlichen Zelt-Zuhause]
Hinter unserem Zelt führte eine Steintreppe hinunter zum Ufer des rauschenden Baches.. sofort nach unserer Ankunft rissen wir uns Schuhe und Socken vom Leib und stürzten uns in die eisigen Fluten! Nun gut..once we had realized wie kalt das klare, grünblaue Wasser tatsächlich war, wateten wir doch eher reluctantly darin herum.. die Temperatur war aber auch keineswegs verwunderlich, wird doch das gesamte Tal vom eis- und schneebedeckten Kinner Kailash überragt – und der ist stolze 6050 Meter hoch! Allen widrigen Bedingungen zum Trotz ließen wir es uns aber nicht nehmen, von dem so wunderbar sauberen Wasser des Baspa zu trinken und auch einige heilige Waschungen vorzunehmen!
Samstag, 23. Oktober 2010
über Sarahan nach Sangla
Am nächsten Morgen, als wir schläfrig unseren soeben servierten heißen Chai schlürften und verstrubbelt vor die Tür unseres Zimmers traten, bot sich uns ein atemberaubender Anblick über ein weites Tal, welches rundum von schneebedeckten Gipfeln eingerahmt wurde. Zugleich wuchsen auf der Terrasse des Guest Houses aber auch Rosen und andere farbenprächtige Blüten tragende Pflanzen.. merkwürdige klimatische Bedingungen.
Erneut stand eine ziemlich lange Autofahrt bevor. Das enger werdende Setluj-Tal entlang krochen wir tiefer und tiefer in die Berge hinein. Immer gen Osten, der indo-chinesischen Grenze entgegen.
[roadside-dhaba at its finest.. in diesem Fass ist der (nicht ganz traditionell gestaltete) Tandoor-Ofen, der aus gebranntem Lehm besteht.. in diesem wird Brot zubereitet, indem Teigfladen an die Lehmwände geklatscht und in der Hitze gebacken werden.. auffällig ist in den Bergen, dass Tee-Stände, Garküchen und ähnliche Kleinstunternehmen auch von Frauen betrieben werden, wohingegen das im restlichen Indien absolut unüblich ist..]
Zunächst wurde die Aussicht eine ganze Weile lang von den Bauarbeiten eines gigantischen Dammprojekts (1000 MW Karcham Wangtoo Hydroelectric Project) verschandelt. Irgendwann war das Tal jedoch für jegliche Installationen zu schmal, und stundenlang durchquerten wir nicht einmal richtige Dörfer. Die weißen Gipfel, welche die Grenze mit China verkörpern, rückten in fast greifbare Nähe, das Manövrieren unseres Fahrzeugs auf abschüssigen Pisten und an entgegenkommenden 10-Tonner-Lastwagen vorbei gestaltete sich als zunehmend kompliziert. Endlich öffnete sich dann mit einem Mal das Tal und gab den Blick frei auf den (in den Steluj mündenden) Fluss Baspa, der in dieser Höhe nur ein kleiner, eisblauer Bach ist und friedlich durch grünes, mit Apfelbäumen bestandenes Schwemmland mäandert: das Sangla-Valley.
Hatu Peak
Narkanda
Nach einem herzhaften Frühstück (Toastbrot, ungetoastet, mit Butter.. war irgendwie ernsthaft lecker) fuhren wir mit Surinder-Bhaiya nach Narkanda, ein kleines, einödiges und abgelegenes Dorf, welches wir gegen 11 Uhr erreichten. Dort stiegen wir im PWD Guest House ab. PWD steht für public works department, dabei handelt es sich um eine government organisation entrusted with the construction and maintenance of roads
[auf der Fahrt wird für alle Affen an Bord Proviant eingekauft]
[ganz typischer Anblick.. staubige, kurvige Straßen, mangelhaft befestigt und von der Regenzeit arg mitgenommen.. kaum Fahrzeuge bis auf Busse und waghalsig bretternde Lastwagen, die meist mit Apfelkisten beladen sind.. blauer Himmel..Sonnenschein]
[im Garten des PWD Guest Houses.. sooo schön]
eine Reise durch Himachal Pradesh - Shimla
Serpentinenreich schlängelt sich die Straße von Chandigarh, der letzten größeren Stadt in der Ebene, in die Berge und weniger dicht besiedelten Gegenden hinein. Das Ziel unserer ersten Reiseetappe sollte Shimla sein, die bei den Briten sehr beliebte hill station, Sitz zahlreicher Sommerresidenzen der reichen Kolonialherren und heutige Hauptstadt Himachal Pradeshs. Einer spontanen Eingebung folgend versuchten wir während der Fahrt eine Weile, einen ab und zu am Horizont sichtbaren, dann wieder in Tunneln und hinter Bergen verschwindenden Toy Train zu jagen – unser Ziel war es, ihn zu überholen und eine der Haltestationen vor ihm zu erreichen, um den restlichen Weg nach Shimla in dieser lustigen, von den Briten installierten Schmalspurbahn zurückzulegen.. leider hatten wir keinen Erfolg.
Jedenfalls erreichten wir gegen 17 Uhr Shimla (über sechs Stunden Fahrt für 120 Kilometer!!), wo wir im High Court Guest House (natürlich) abstiegen. Weil die doch merklich kalte Luft uns an die Hitze der plains gewöhnte Menschen doch sehr erschreckte, begaben wir uns umgehend auf „The Mall“, die berühmte Einkaufsmeile der Stadt.. dort erstanden wir anständige Schuhe (runter mit den Hauptstadt-Schläpperchen), Jeans (weg mit flatternden pajamas), Socken, Labello, Handschuhe und andere Ausrüstungsgegenstände, wodurch wir uns anschließend weniger lächerlich und weniger mangelhaft vorbereitet vorkamen. Außerdem trafen wir Anshika und Satakshi, zwei in Shimla heimische Mädchen aus unserem Semester, die über die Ferien nach Hause gereist waren und uns nun ein wenig herumführten.