Donnerstag, 18. November 2010

Agra.. mal wieder

Vor einigen Wochen hatte ich einen Fotoshooting-Termin mit Simon, einem Fotograf aus Deutschland der sich seit 5 Monaten auf Weltreise befindet und mich im Auftrag des ZEIT Studienführers (woooohooo) ablichten sollte (ich feature einen Bericht über Auslandssemester in der Ausgabe nächstes Jahr). Wir verbrachten einen Nachmittag am Safdarjang Tomb und aßen zusammen zu Abend. Anschließend verließ Simon Delhi Richtung Süden, um in Bangalore Fotos für eine Reportage über Lach-Yoga (muss genauso geisteskrank gewesen sein, wie es sich anhört!) zu machen..

[typischer die-Elite-von-Morgen-artiger ZEIT-Foto-Stil, irgendwie]

Zwei Wochen später erreichte mich eine Mail, ob ich mir zusammen mit ihm das Taj Mahal angucken wolle.. zwar hatte Simon geplant, bei seiner Reise gen Süden dort einen Zwischenstopp einzulegen, jedoch war ihm dieser Besuch aufgrund einer Verkettung unglücklicher Umstände, wie sie, so dünkt mir, in Beziehung mit Agra oder dem Taj sehr häufig auftreten, nicht vergönnt gewesen. Nichtsnutzig wie ich bin, sagte ich sofort zu.. und so kam es, dass ich wieder einmal nach Agra aufbrach. Simon sollte am 14. November um 3 Uhr nachts in Delhi ankommen und die Nacht in unserer Wohnung verbringen.. um 8 Uhr morgens wollten wir dann per Zug nach Agra weiterfahren. Allerdings bemerkte ich am Vorabend, dass ich die Tickets versehentlich für Dezember statt für November gebucht hatte und so standen wir plötzlich ohne Fahrkarten da.. hust, peinlich. Panische Versuche, noch irgendwas zu deichseln, scheiterten leider und so begab ich mich am 14. um 6.30 Uhr morgens, während Simon noch schlief, zusammen mit Sanyat schlaftrunken zum Bus Stand Kashmiri Gate, um irgendeine Reisegelegenheit klar zu machen. Dort erfuhren wir, dass Bus nach Agra am Sarai Kale Khan Busbahnhof im Süden der Stadt abfahren.. wir also heim, Simon kaltherzig aus dem Bett geworfen und wieder los.. aufgrund unseres Schlafmangels schien uns alles ganz und gar unwirklich. Es gelang uns jedoch tatsächlich, einen Bus um 9 zu erwischen.. und diese Fahrt, auf die wir uns schließlich doch noch begaben, sollte sich als eine der kräfteraubendsten überhaupt entpuppen! Erst geschlagene sechseinhalb Stunden später nämlich erreichten wir das 300 Kilometer von Delhi entfernt gelegene Agra! Und damit wurde unsere scherzhafte Vermutung, dass uns für die Besichtigung des Taj nur knappe zwei Stunden bleiben würden, Wirklichkeit.. mussten wir doch noch am frühen Abend einen Bus zurück nach Delhi nehmen, weil Simon gegen 2 Uhr nachts zum Flughafen aufbrechen musste, um nach Amman weiterzureisen. Ohne Umschweife begaben wir uns also vom Busbahnhof zum Taj.. kauften überteuerte Eintrittskarten, warteten in einer ellenlangen Schlange vor dem Eingang.. trotz allem kam jedoch kein Missmut auf und als das Taj Mahal endlich in unser Blickfeld kam, waren wir kurzzeitig sogar der festen Überzeugung, all die Mühen hätten doch gelohnt.

Wir beschauten das Bauwerk von außen und wandelten ein wenig durch die üppigen Grünanlagen.. gar wagten wir es, uns in die Reihe von Wartenden einzuordnen, welche sich – ich dramatisiere nicht! – einmal um das gesamte Gebäude schlang und schließlich auf einem Vorplatz der angrenzenden Moschee noch einige Schlaufen bildete. Als wir dem Eingang auch nach 20 Minuten noch nicht merklich näher gerückt waren, gaben wir auf.. die Grabkammer selbst ist sowieso nicht besonders sehenswert da dunkel und schmucklos.

Wir fuhren in die Stadt zurück und buchten einen Bus für die Heimfahrt.. die uns bis zur Abfahrt verbleibenden 10 Minuten nutzen wir für die hektische Besorgung von etwas Essbarem.. Dal Chawal, Palak Paneer.. alles safe, wobei uns leider nur die warmen Tüten mitgegeben wurden, nicht aber Löffel oder Teller. In dem Moment, in dem wir in Sichtweite des Busbahnhofs kamen, passierte uns unser Bus.. panisch rannten wir ihm nach und ich war sehr positiv überrascht, dass für uns angehalten wurde und man uns freundlich hereinwinkte. Im Inneren des Gefährts dann Ernüchterung: Alle Sitzplätze waren bereits belegt und der Durchgang mit Gepäck vollgestopft. Jedoch hieß man uns über Taschen und Koffer klettern und im Heck des Busses durch eine Türe in ein kleines Sleeper-Abteil klettern, welches mit Dreifachstockbetten ausgestattet war. Auch dort waren alle Betten belegt.. bis auf eines. Diese etwa 80 cm breite Lagerstatt sollte für die kommenden fünf Stunden unsere sein.. wir machten es uns also auf der Liege bequem, wobei die Tatsache, dass die Decke des Busses etwa 90 cm oberhalb des Bettes situiert war und uns bei einer Pritschenlänge von üppigen Einsachzig zu dritt damit ein Raum von 1,29 Kubikmetern zur Verfügung stand, doch ein wenig.. beklemmend war. Wir ließen uns den Spaß jedoch nicht verderben, auch nicht von den unter uns in ähnlich komprimiertem Aggregatzustand reisenden Nörglern, die uns anwiesen, gefälligst keine überflüssigen Gliedmaßen über den Rand unseres Territoriums hängen zu lassen.. Unbeirrt und mit Heißhunger machten wir uns ersteinmal über die erste Mahlzeit des Tages her, wobei wir Reis und Suppe aus Plastikbechern drückten und schlürften. Delhi erreichten wir schließlich gegen 00.30 Uhr und damit just in time für Simon und seinen Flieger.. immerhin musste er Indien nun nicht verlassen, ohne das Taj gesehen zu haben. Agra.. einfach immer wieder eine Reise wert.

3 Kommentare:

Doro hat gesagt…

Das klingt ja so cool und Vicky: Du bist ne Knalltüte!

die Mama hat gesagt…

na, ich kann nur hoffen, dass du unseren trip nach agra bisschen besser organisiert hast! ;-))

die Mama hat gesagt…

und trotz deiner vorbehalte, sehr schönes foto! von dir vor diesem bauwerk.